Neue Zivilisationskrankheiten bei Pferden?
Atemwegserkrankungen wie Equines Asthma (früher als Dämpfigkeit oder COB bezeichnet) sind weit verbreitete Gesundheitsprobleme bei Pferden, die in den letzten Jahren vermehrt auftreten. Diese Erkrankungen beeinträchtigen die Lebensqualität und die Leistungsfähigkeit der Tiere erheblich. Ähnlich wie beim menschlichen Asthma handelt es sich um eine chronische, entzündliche Erkrankung der Atemwege, die vor allem durch Umwelteinflüsse wie Staub, Schimmel und Pollen ausgelöst wird.
Die Zunahme dieser Erkrankungen kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden, darunter Veränderungen in der Fütterung, die zunehmende Nutzung von Heu mit hohem Staubgehalt und die Haltungsbedingungen in vielen Ställen, die oft unzureichend belüftet sind. Diese Entwicklung ist alarmierend und erfordert ein verstärktes Augenmerk auf die Atemgesundheit unserer Pferde.
Symptome
Die Symptome von Atemwegserkrankungen können je nach Schweregrad variieren, umfassen aber typischerweise:
- Chronischer Husten (besonders während der Fütterung oder Bewegung)
- Nasenfluss (je nach Schweregrad der Erkrankung weißlich bis gelblich)
- Atemnot und erschwerte Atmung (sichtbar an der angestrengten Bauchmuskulatur)
- Leistungsminderung und schnelle Erschöpfung
- In schweren Fällen: Dauerhafte Atemgeräusche
Typischer Nasenausfluss
Diagnose
Die Diagnose erfolgt durch einen erfahrenen Tierarzt, der die Lunge abhorcht und häufig weitere Untersuchungen wie Endoskopie oder Lungenfunktionstests durchführt. Auch eine Blutanalyse kann Hinweise auf allergische Reaktionen oder Infektionen geben.
Wichtig: Treten Smyptome auf, ist der Tierarzt möglichst schnell zu konsultieren. Handelt es sich um einen Infekt, sollten unmittelbar notwendige Medikamente verabreicht werden und geeignete Maßnahmen zur Verbesserung der Beschwerden getroffen werden. Eine sofortige Behandlung kann eine chronifizierte Erkrankung verhindern!
Ursachen von Atemwegserkrankungen
Staub und Schimmel in Heu, Stroh und Einstreu
Staub und Schimmelsporen sind häufige Auslöser von Atemwegserkrankungen bei Pferden. Heu, das in einem feuchten oder schlecht gelagerten Zustand aufbewahrt wird, kann Schimmelsporen entwickeln, die beim Fressen oder Bewegen in der Stallumgebung in die Luft gelangen. Staub kann durch das Aufwirbeln der Einstreu oder beim Füttern von Heu freigesetzt werden. Dies führt zu einer hohen Konzentration von Partikeln in der Luft, die von den Pferden eingeatmet werden, was zu Entzündungen der Atemwege und zu chronischem Husten führen kann.
Um diese Risiken zu minimieren, ist es wichtig, Heu trocken und an einem gut belüfteten Ort zu lagern und bei der Fütterung Staub zu reduzieren, zum Beispiel durch das Dampfen oder Bewässern des Heus.
Ammoniakdämpfe aus Urin und Mist
Ammoniakdämpfe entstehen, wenn Urin und Mist im Stall zersetzt werden. Diese Dämpfe können irritierend für die Atemwege der Pferde sein und führen oft zu Entzündungen und Atembeschwerden. Hohe Ammoniakkonzentrationen können auch das allgemeine Wohlbefinden der Tiere beeinträchtigen und sollten durch regelmäßige Reinigung und das richtige Management der Einstreu minimiert werden. Ein gut durchlüfteter Stall und der Einsatz von geeigneten Einstreumaterialien können helfen, die Ammoniakbelastung zu verringern.
Allergene wie Pollen oder Sporen
Pollen und Schimmelsporen sind weit verbreitete Allergene, die häufig in der Luft vorkommen und Atemwegserkrankungen bei Pferden auslösen können. Diese Partikel sind besonders während bestimmter Jahreszeiten, wie dem Frühling und Sommer, aktiv und können auch in der Stallumgebung präsent sein. Pferde mit einer Überempfindlichkeit auf diese Allergene zeigen oft Symptome wie Husten, Nasenausfluss und Atemnot. Die Identifizierung und das Management dieser Allergene erfordert eine sorgfältige Beobachtung und gegebenenfalls eine Anpassung der Stallhaltung.
Virusinfektionen oder bakterielle Infektionen der Atemwege
Virus- und bakterielle Infektionen der Atemwege sind ebenfalls bedeutende Ursachen für Atemwegserkrankungen bei Pferden. Diese Infektionen können durch verschiedene Erreger, wie das Equine Influenza-Virus, Herpesviren oder bakterielle Erreger wie Streptococcus, verursacht werden. Die Symptome reichen von leichtem Husten und Nasenausfluss bis hin zu schweren Atembeschwerden. Die Übertragung erfolgt oft durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder durch kontaminierte Gegenstände und Umgebungen. Impfungen und eine sorgfältige Hygienepraxis sind entscheidend, um das Risiko von Atemwegsinfektionen zu verringern und die Gesundheit der Pferde zu schützen.
Durch das Verständnis dieser Ursachen und deren Management können Pferdebesitzer proaktiv handeln, um die Atemgesundheit ihrer Tiere zu fördern und Atemwegserkrankungen effektiv vorzubeugen.
Bedampftes Heu kann Abhilfe schaffen
Behandlung und Prävention
Die Behandlung von Atemwegserkrankungen konzentriert sich auf die Linderung der Symptome und die Vermeidung von Auslösern:
- Futtermanagement: Dringend ist auf eine gute Heuqualität zu achten! Es sollte frei von Schimmelsporen und Staub sein. Ist dies nicht gegeben oder reagiert das Pferd bereits allergisch, können Heubedampfer oder -bewässerung helfen, Staub und Schimmelsporen aus dem Futter zu entfernen.
- Optimierung der Stallumgebung: Eine gute Luftqualität im Stall ist essenziell für die sehr empfindliche Pferdelunge! Ammoniak und Staub (beim Füttern, Misten oder Fegen) sind zu reduzieren und bei Allergikern streng zu kontrollieren! Pferde mit Atemwegserkrankungen sollten stets viel Kontakt zu frischer Luft haben, wie in einer Fensterbox oder einem Offenstall. Achtung: Zugluft vermeiden!
Staubarme Box mit weichen Stallmatten
- Geeignete Einstreu: Stroh ist in den meisten Fällen mit Staub und möglicherweise Schimmelsporen konterminiert und sollte daher nur wenig oder gar nicht verwendet werden. Sind Späne oder Leinstroh in guter Qualität und staubarm, bieten sie eine gute Alternative, können aber schnell teuer werden. Stallmatten eignen sich gerade für Allergiker gut, da sie nicht nur vor kalten Böden schützen, sondern auch die Staubbelastung im Stall stark reduzieren.
- Medikamentöse Therapie: Vom Tierarzt verschriebene Medikamente sind meist unumgänglich, um akute Symptome zu lindern. Aber auch pflanzliche und frei verkäufliche Mittel können kurz- und langfristig sehr gut die Gesundheit des Pferdes unterstützen. Ebenso ist die Stärkung des Immunsystem durch eine gute und auf das Pferd abgestimmte Mineralisierung ratsam. Regelmäßiges Inhalieren mit einem Ultraschall Inhalator löst fest sitzenden Schleim in der Lunge und hilft dem Pferd sehr gut, diesen abzuhusten.
- Regelmäßige Bewegung im Freien: Fördert die Lungenfunktion und stärkt das Immunsystem.
Durch diese Maßnahmen können die Symptome kontrolliert und die Lebensqualität des Pferdes erheblich verbessert werden.
Es ist wichtig, Atemwegserkrankungen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln, um chronische Schäden zu vermeiden. Die steigende Prävalenz dieser Erkrankungen unterstreicht die Notwendigkeit einer proaktiven Herangehensweise zur Sicherstellung der Atemgesundheit unserer Pferde.